Der Wald und die Bäume…

Ich arbeite ja nun nicht erst seit gestern als Software-Entwickler. Schon in den Neunzigern habe ich, noch am C64 und Amiga, kleine Minispielchen geschrieben und für zwei Mark auf dem Schulhof verkauft. In der Oberstufe dann hab ich für die Hälfte des Informatikkurses die Programmieraufgaben übernommen. Und doch sieht man beim Arbeiten manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Seit einigen Monaten schon gibt es in meinem aktuellen Spiel Kapi Hospital ein nettes Detail. Die Patienten erscheinen nicht einfach so auf ihrem Sitzplatz, sondern sie laufen vom Eingang zu ihrem Platz hin. Damit das nicht so wild aussieht, kommt immer nur ein Patient auf einmal. Wollen mehrere Patienten das Krankenhaus betreten, warten sie einige Zeit lang, bevor sie losmarschieren.
Um diesen Effekt zu realisieren verwende ich fertige Programm-Bibliotheken, so genannte Frameworks. Schließlich muss man nicht jedesmal das Rad neu erfinden. Denn diese Frameworks bieten für viele Aufgaben fertige Bausteine, so wie in diesem Fall für das Bewegen einer Grafik von Rechts nach Links. Wenn nun beim Einlaufen der Patienten ein Fehler auftritt, sucht man natürlich zunächst das Problem in diesen Frameworks. Und monatelang komm ich einfach nicht dahinter, egal was ich mache, diese blöden Patienten setzen sich einfach übereinander, wenn man im Krankenhaus in ein anderen Stockwerk wechselt.  Heute dann kam mir die Erleuchtung. Das Feature habe ich entwickelt, als ich das Framework noch nicht so gut kannte. Ich habe also gar nicht Timer-Funktion des Bild-Bewegen-Effekts verwendet. Und ich wunderte mich seit langem, warum ich diesen Timer nicht abbrechen kann…
Das Problem versteckte sich an einer ganz anderen Stelle, nämlich dort, wo die Patienten erzeugt werden. Dort habe ich einen manuellen Timer gebaut, der diese Verzögerung hervorrufen sollte.
Stell dir vor, du überlegst seit Monaten, warum dein Kugelschreiber nicht mehr schreibt, und plötzlich bemerkst du, dass die Mine leer ist. So in etwa habe ich mich gefühlt, als mir die Schuppen von den Augen fielen…
Und was lernt der Programmierer daraus? Manchmal ist es gut, einige Wochen Abstand zum Code zu gewinnen, bevor man sich wieder an die Lösung eines alten Problems macht. Kommt ihr also in der Zukunft bei einem Problem partout nicht weiter, denkt dran: Einfach mal Pause machen, später kommt die Lösung wie von selbst!